DER BÖHMERBERG BEI BROOS / ORĂŞTIE

EINE ARCHÄOLOGISCHE MONOGRAPHIE

 

Autor: SABIN ADRIAN LUCA,  ZENO-KARL PINTER.

ISBN 973-651-369-6, Editura Universităţii „Lucian Blaga”, Sibiu 2001. © copyright: SABIN ADRIAN LUCA, ZENO-KARL PINTER. Übersetzung: Sigrid R. Pinter. Graphische gestaltung: Ioan M. Ţiplic. GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER AZZOLA-STIFTUNG HERMANNSTADT.

Prelucrare Web: Cosmin Suciu; Powered by Institutul pentru Cercetarea Patrimoniului Cultural Transilvanean în Context European (IPTCE)

 

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9. Die Ausgrabungen an der Fundstelle X5 [1]

 

Infolge der in den Jahren von 1992 bis 1994 [2] im Gebiet der Stadt Broos / Orăştie durchgeführten Geländebegehungen und Sondagen erwies es sich als notwendig, auch an der X5 (Plan 15) bezeichneten Stelle einschlägige Untersuchungen einzuleiten. Hier, entlang der Oberfläche der ersten Terrasse des Mieresch-Flusses wurden Keramikbruchstücke zusammengetragen, die der Bronzezeit zuzuordnen sind; einige wenige Fragmente stammen aus dem Latène 10,00 m von dem Terrassenrand entfernt wurde ein Nord-Süd Schnitt angelegt mit den Maßen 20,00 x 1,00 m. Die hier vorhandene Kulturschicht war in großem Maße von der Bodenerosion beeinträchtigt und konnte nur in Richtung Terrassenmitte festgestellt werden, wo sich denn auch die in unserem Beitrag zur Untersuchung stehende Anlage abzeichnete. Das geborgene archäologische Material ist äußerst spärlich vorhanden und – mit einigen wenigen Ausnahmen – atypisch.

Am Südende des Abschnitts, in den Quadraten 18 – 20 trat in 0,40 m Tiefe eine etwa kreisförmige Grubenöffnung (mit einem Durchmesser von 2,20 m) in Erscheinung, die von dem Ostprofil durchschnitten wurde. Infolgedessen wurde die Schnittausführung innerhalb der Anlage auf dem Profil durchgeführt. Die glockenförmige Grube erschien bis zu 0,90 m in die Erde versenkt, d.h. sie lag in einem ziemlich großen Abstand unter der Kulturschicht, die hier nur 0,10 m Dicke aufwies (Taf. 62). Die Füllschicht der Grube setzte sich aus brauner, mit Strohlehmstückchen durchsetzter Erde zusammen und wies kein anderes Inventar auf; die erste Auffüllschicht bestand aus braun-schwärzlicher Erde, die jener der Kulturschicht glich und in der zweiten Auffüllschicht trat das eigentliche dieser Grube zuzuordnende Fundgut in Erscheinung. Das geborgene archäologische Material setzt sich aus einer geringen Menge von Tonbruchstücken zusammen, wobei das aus der Bronzezeit stammende Material an zweiter Stelle stand. Es konnte der Wietenberg-Kultur zugewiesen werden, eine genauere chronologische Bestimmung war allerdings nicht möglich. Es handelt sich um ein Bruchstück einer Zipfelschüssel (Taf. 62/3), die für die genannte Kultur typisch ist [3] ; weitere Funde sind ein Schüsselfragment, das am Gefäßrand mit einer Reihe von plastischen Kreismotiven (Alveolarband) versehen ist, wobei auch der -rand mit einer Reihe solcher kreisförmiger Eindrücke versehen ist, sowie um einige Scherben, die von der Zusammensetzung und der Beschaffenheit der Tonpaste her der Bronzezeit zuzuordnen sind. Bronzezeitlich sind auch zwei Silexabsprünge (Taf. 62/1-2). Ein Sonderfall unter diesen Funden ist ein mit Besenstrichmuster versehener Scherben, der vermutlich in die frühe Bronzezeit zu datieren ist. Der Großteil des aus dieser Grube geborgenen Fundguts lässt sich chronologisch in die zweite Hälfte der Bronzezeit stellen. Die Keramik ist durch einige wenige, ausschließlich von Hand gefertigte Bruchstücke vertreten, deren Tonpaste mit Sand und Steinchen gemagert wurde; die Keramikoberfläche ist nicht sehr gründlich geglättet, relativ gut gebrannt und von dunkelbrauner Farbe (Taf. 62/6-7). Die Verzierung besteht aus girlandenförmig angeordneten Reihen von plastischen Kreismotiven, die vor allem in Verbindung mit den knaufartigen Griffen auftreten (Taf. 62/7). Sowohl die Gefäßformen als auch die -verzierungen sind für die dakische Keramik spezifisch [4] . Vorgeschichtlich (bronzezeitlich) oder dakisch scheint das Bruchstück eines doppelkonischen Spinnwirtels zu sein (Taf. 62/5). Zu dem aufschlussreicheren Fundgut der Anlage gehört ein keltischer Glasarmring (Taf. 62/8), der im oberen Abschnitt der Grubenfüllschicht zutage trat. Der Ring ist aus blauem Glas gefertigt, er weist eine schief eingeschnittene Mittelrippe auf und je eine schmalere Seitenrippe. Auf der Mittelrippe sind Zickzacklinien aus gelbem und weißen Glas angebracht. Die Seitenrippen sind mit je einem gelben Glasband versehen. Der Glasarmring kann gemäß der von Th. Haevernick [5] aufgestellten Klassifizierung dem Typus 8b zugeordnet werden, und ist in die Spätlaténezeit (Phase C und D) zu datieren.

Selbst wenn uns keine weiteren aufschlussreichen Angaben zur besagten Anlage zur Verfügung standen, geht aus der von uns durchgeführten Untersuchung hervor, dass an dem besagten Ort vormals eine offene dakische Siedlung kleinen Ausmaßes vorhanden gewesen ist, die die vorausgegangenen vorgeschichtlichen Siedlungsniveaus vermengt hat.

 

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[1] Die Ausgrabungen erfolgten unter der Mitarbeit von N. Boroffka (Feodor-Lynen-Stipendiat der Stiftung Alexander von Humbold, Bonn) und I. Andriţoiu (1. Dezember 1918-Universität Karlsburg / Alba Iulia); M. Căstăian und Studenten der 1. Dezember 1918-Universität (Karlsburg) nahmen desgleichen daran teil. Die Untersuchung wurde von der Karlsburger Universität finanziert. Das aus dieser Grabung stammende archäologische Material wird an der genannten Universität verwahrt.

[2] Luca – Cosma 1993, 86-87; LUCA und Mitarb.: 1995, 64-65. Weitere Ergebnisse der in Broos durchgeführten archäologischen Untersuchungen wurden veröffentlicht in: PAUL – LUCA und Mitarb 1995b, 62-64; LUCA 1994, 363-367; LUCA & Mitarb. 1995a; BOROFFKA 1997; LUCA – BOROFFKA 1997.

[3] BOROFFKA 1994.

[4] CRIŞAN 1969,  161-163, Abb. 74-77.

[5] HAEVERNICK 1960, 55, 161-166, Taf. 6-7.