DER BÖHMERBERG BEI BROOS / ORĂŞTIE
EINE ARCHÄOLOGISCHE MONOGRAPHIE
Autor:
SABIN ADRIAN LUCA, ZENO-KARL PINTER.
ISBN 973-651-369-6, Editura Universităţii
„Lucian Blaga”, Sibiu 2001. © copyright: SABIN ADRIAN LUCA, ZENO-KARL PINTER.
Übersetzung: Sigrid R. Pinter. Graphische gestaltung: Ioan M. Ţiplic.
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER AZZOLA-STIFTUNG HERMANNSTADT.
Prelucrare Web: Cosmin Suciu; Powered by Institutul
pentru Cercetarea Patrimoniului Cultural Transilvanean în Context European (IPTCE)
A.
Abgrenzung des archäologisch erforschten Gebiets
Der im Rahmen dieser Arbeit untersuchte
geographische Raum, den wir als „Brooser Raum“ bezeichnen, umfasst in
Wirklichkeit ein ausgedehnteres Gebiet, das durch eine besondere Vielfalt
kennzeichnet ist und dessen Relief vom Lauf des Grădiştea-Flusses bis
zu dessen Mündung in den Mieresch (Mureş) bestimmt wird.
Das Gebiet liegt im zentral-westlichen Teil
des Landes, im Südwesten Siebenbürgens. Hier, an seinem mittleren Lauf, fließt
der Mieresch durch eine bergige Landschaft, die aus den Westkarpaten und den
Südkarpaten gebildet wird. Das Grădiştea-Tal ist ein kleines Gebiet
mit spezifischen Merkmalen und bildet den einzigen Zugang zu Siebenbürgen.
Bei einer Gesamtfläche von 587 km2 ist
das erforschte Areal – verabredungsgemäß – durch folgende Grenzen
gekennzeichnet:
1.
im Norden: der Lauf des Mieresch-Flusses;
2.
im Osten: eine imaginäre Linie, die in Richtung Süden bei der Ortschaft
Şibot / Unterbrodsdorf beginnt, entlang der Berge von Cugir / Kutschir und
bis zur Pătru-Höhe verläuft;
3.
im Süden: eine imaginäre Linie in Richtung Ostwesten, die über die
dakischen Burgen in den Brooser Bergen (Grădiştea) führt;
4.
im Westen: eine imaginäre Linie, die den Mieresch-Lauf bei der
Ortschaft Spini durchschneidet (Karte 1) und sich südwärts über kleine Anhöhen
erstreckt, die das Grădiştea-Tal von der Hatzeger Senke (Depresiunea
Haţegului) trennen. (Manche Forscher, die der Meinung sind, dass dieses
Gebiet zur Hatzeger Senke gehört, nennen es die „Hatzeger-Brooser Senke“).
Aus dem oben Erwähnten kann
man schlussfolgern, dass sich das Gebiet der Hatzeger Mieresch-Senke aus tiefer
gelegenen Abschnitten, d.h. aus drei Tälern zusammensetzt: dem Hatzeger Land,
der Strei-Cerna-Senke und der Brooser Senke[1].
Die geographische Lage der von uns
untersuchten Stelle wird von folgenden Koordinaten bestimmt: 45°51'
(Şibot) und 45°30" (Roter Stein / Piatra Roşie) nördliche Breite
sowie 23°06' und 23°31' (Şibot) östliche Länge[2].
B.
Physisch-geographische Gegebenheiten
Die Begrenzung des oben
erwähnten Bereiches folgt größtenteils – mit Ausnahme der Mieresch-Senke – der
Wasserscheide der höher gelegenen Gebiete (wobei die Berge einer der
bedeutendsten geographischen Bestandteile dieses Raums sind). Eine weitere
Eigenheit des Gebietes ist auch durch die Schichtfolge des Reliefs gegeben[3].
Anhand einer Analyse
der gegebenen morphologischen und morphologisch-geographischen Faktoren lassen
sich drei große Reliefeinheiten feststellen:
1. Das Gebiet der
Senken und Auen (wobei der bedeutendste Bestandteil dieser Einheit das
querverlaufende Mieresch-Tal ist[4],
dessen maximale Höhen 200 bis 300 m nicht überschreitet);
2.
Das vorkarpatischen Hügelgebiet, mit Höhen von 300 bis 600 m;
3. Das Bergland, mit
Höhen von 600 bis 1600 m [5].
Das gesamte vom
Grădişte-Tal umgebene Gebiet wird zu den Südkarpaten gezählt. Als
geo-morphologische Einheiten sind folgende zu nennen: die Hügel, die zwischen
den Hügeln gelegenen Täler und insbesondere die Terrassen – denen wir ein
besonderes Augenmerk schenken werden –, sowie die Auenlandschaft. Auf der
rechten Seite des Mieresch-Tals, in nördlicher Richtung, befindet sich das
Siebenbürgische Erzgebirge, das zur Gruppe der Westkarpaten gehört, und im
Süden erstreckt sich das Şureanu-Gebirge[6].
Von der nördlich gelegenen
Brooser Seite betrachtet, engt sich die Ebene der breiten Terrasse des
Grădişte-Tals zusehends in Richtung auf die Strungarilor-Spitzen,
eine Kette der Mühlbacher Berge (Şureanu), die gegenüber den Brooser
Holumbu-Gipfeln liegen [7].
In der Gemarkung
Ludeşti - Costeşti verschwindet die Ebene nahezu gänzlich, während
etwas weiter südlich nur noch das Flussbett zu erkennen ist[8]
und das Gebiet der vorkarpatischen Hügel beginnt, die durch Erosion des
Gebirgrandes entstanden sind[9].
Im Folgenden werden
wir auf jede einzelne der genannten Einheiten etwas näher eingehen.
1. Das
Gebirge. Wie oben bereits erwähnt, sind die Berge die vorherrschende Reliefform
sowohl in dem eingegrenzten, hier zur Untersuchung stehenden Raum als auch im
ausgedehnteren Gebiet, das diesen Raum umgibt[10].
Mehr als ein Drittel der betreffenden Fläche, genauer gesagt das südliche
Drittel, wird vom Şureanu-Gebirge eingenommen, das auch unter der
Benennung Mühlbacher Berge / Munţii Sebeşului[11],
als „das Gebirge mit den dakischen Burgen“[12],
oder aber Brooser Berge / Munţii Orăştiei[13]
bekannt ist. Diese sind Ausläufer des Parâng-Gebirges und breiten sich von dem
„Pătru“-Gipfel / Vârful lui Pătru (2130 m) fächerförmig zum Tal des
Mieresch und jenem des Strei-Flusses aus[14].
Dabei werden sie von tiefen, radial verlaufenden Tälern durchschnitten, die
stufenförmig durch Bergrücken, die unter 800 m hoch sind[15],
ins Siebenbürgische Hochland übergehen. Diese Landschaft wird durch
abgerundete, längliche, monoton wirkende Bergrücken gekennzeichnet[16].
In diesem Karpatenabschnitt greifen die drei Erosionsflächen in größerem Maße
als anderswo ineinander, was seit dem Altertum eine leichtere Nutzung der
montanen und submontanen Fläche zur Folge hatte[17].
Die Bergspitzen sind etwas höher als 2000 m und setzen sich – vom geologischen
Standpunkt aus betrachtet – aus metamorphen Ablagerungen und stellenweise aus
Kalkgestein zusammen[18].
Im Westen des Şureanu-Gebirges befindet
sich das Luncani-Plateau / Platforma Luncanilor (800 – 1000 m)[19],
wo große Kalksteinlager aus der Jurazeit anzutreffen sind, was zur Karstbildung
und zum Auftreten von Karststeinhöhlen führte (von denen die Cioclovina-Höhle
am bekanntesten ist).
2. Das
Gebiet der Vorkarpaten und des Hügellandes. Diese von ihrer
territoriellen Ausdehnung her kleinere Reliefform bildet den stufenmäßigen
Übergang von dem Gebirge zur Senken- und Auenlandschaft und ist gleichzeitig
der Abschluss des Grădiştea-Tals, indem sie letzteres von den anderen
geographischen Flächen abhebt und abgrenzt. Auch sei an dieser Stelle darauf
hingewiesen, dass einige Geographen diese Senke als Teil der Hatzeger-Brooser
Senke betrachten[20]. Für andere
hingegen – und wir sind geneigt, diesen Forschern Recht zu geben –, bildet die
Grădiştea-Senke / Depresiunea Grădiştea eine
landschaftliche Einheit[21],
die gegen Osten und Westen hin von den Hügeln und den Ausläufern des
Şureanu-Gebirges begrenzt wird, im Norden auf den Mieresch zu verläuft und
sich bis in die Auenlandschaft der Großen Kokel fortsetzt, und zwar in Form von
fruchtbaren, für die menschliche Besiedlung bestens geeigneten Terrassen[22].
Sämtliche Hügel, die diese Terrassen umgeben,
sind verhältnismäßig niedrig (400 – 500 m) und von Wäldern bedeckt, wie dies
bei Rumes / Romos der Fall ist[23].
3.
Senken und Talauen. Die intramontanen Senken mit den Flussauen bilden
die tiefste Oberflächenstufe des Gebiets, in der übrigens auch der stärkste
anthropogene Einfluss festzustellen ist[24].
Die Brooser Senke ist ein längliches, asymmetrisches, ziemlich breites Tal, das
sich aus den Becken der beiden Hauptflüsse, die es durchqueren, gebildet hat:
der Mieresch- und der Grădiştea-Fluss[25].
Dieses Relief besteht aus der ausgedehnten Mieresch-Au und einem breiten
Terrassenfeld[26].
Die Mieresch-Au ist
im allgemeinen 3 – 5 km breit, sie erreicht jedoch an einigen Abschnitten eine Breite
von 8 – 10 km. Der in ausgeprägten Mäandern verlaufende Fluss veränderte seinen
Lauf innerhalb der Au häufig – insbesondere in jenen Zeitaltern, in denen er
nicht eingedämmt war. Die ausgedehnte Auenbreite führte mancherorts zu
ungleichen Alluvionsablagerungen und zur Bildung von hohen Ufern. Unter dem
Einfluss der Geologen, für welche die Terrasse in erster Linie ein Lager ist,
betrachten einige Geographen sowohl die überschwemmbaren als auch die
nichtüberschwemmbaren Flussauen als Terrassen. Vom morphologischen Standpunkt
her können sie jedoch nicht als solche gelten, sondern bloß als
schichtenförmige alluvionare Ablagerungen oder Endschichten.
Diese erreichen häufig eine Breite von
mehreren Kilometern, und zwar nicht nur in den ausgedehnten Tälern, sondern
auch in den tieferen Flächenabschnitten der verlassenen und der abgelegenen
Täler[27].
Dort, wo das Mieresch-Bett einen der
Auenränder berührt, an der Kontaktfläche mit der I. Terrasse, ist die
Entstehung aktiver Flusswindungen zu bemerken, die sich im Laufe der Zeit
verbreitern und bis zu 10 m hohe, steile Ufer bilden[28].
Im Falle des Mieresch-Beckens sprechen die
Geographen von sechs bis sieben Terrassen im Hochland sowie in der zwischen den
Westkarpaten und dem Şureanu-Gebirge gelegenen Senke, während sie weniger
als vier Terrassen im an den Theiß-Fluss grenzenden Hügelgebiet verzeichnen[29].
Die in der Talsenke verlaufenden Terrassen sind treppenförmig, sie ziehen sich
am Fuße der Berge und der Hügel entlang und setzen sich aus einer (mehrere -zig
Meter dicken) Schichtenfolge von Geröll, Sand und Tonerde zusammen, in deren
Inneren sich große Wasserreserven anhäufen[30].
Die I. Terrasse –
insbesondere ihr nördliches Randgebiet, d.h. das Kontaktgebiet mit der
Mieresch-Au – bietet die besten Siedlungsbedingungen, da es hier den für die
Landwirtschaft geeignetesten, fruchtbaren Boden gibt, mit zahlreichen
Trinkwasserquellen; außerdem bietet der Fluss gute Transportmöglichkeiten, und
es überwiegt ein vom Vorhandensein einer natürlichen Brise geprägtes gesundes Klima.
Zusammenfassend kann festgehalten werden,
dass das Gelände im Grădişte-Tal – vom Mieresch beginnend –, in
unregelmäßig angeordneten Terrassen amphitheaterartig in Richtung des
Şureanu-(Brooser) Gebirges ansteigt, wo sich die dakischen Burgen befinden[31].
4. Gewässer. Die vielfältige geographische
Struktur des Gebiets bestimmt das Vorhandensein verschiedenartiger
Wasservorkommen: von wasserhaltigen kristallinischen zu subsedimentären
Schichten. Am Rande der Senken sowie in den breiten Tälern gibt es derartige
Schichten in Terrassen oder in den Auen[32].
In dem Berührungsgebiet zwischen der I. Terrasse und der Au – sowohl des
Mieresch- als auch in jener des Grădişte-Flusses – sind kräftige,
besonders reiche Trinkwasserquellen anzutreffen, die unter den geologischen
Schichten von Gestein und Ton hervortreten[33].
Der in diesem Gebiet sowohl von seiner Länge
her als auch von seiner Wassermenge bedeutendste Fluss ist der Mieresch /
Mureş. Auf einer Länge von 20 km grenzt er den nördlichen Teil des
untersuchten Gebietes ab. Sein Flussbecken gestaltet sich asymmetrisch, da die
rechten Nebenflüsse (den Westkarpaten zu) kürzer und wasserärmer sind als die
südlichen, langen und wasserreichen Zuflüsse[34].
Auf seinem Weg von Osten nach Westen sammelt der Mieresch das Wasser der
bedeutendsten Gewässer in diesem Raum[35].
Die Breite des Flusses ist im Vergleich zur geführten Wassermenge nicht sehr
groß. Das Flussbett ist allerdings stellenweise ziemlich tief, ein Eindruck,
der auch durch die mancherorts sehr steilen, hohen Uferränder verstärkt wird[36].
Während der Jahreszeiten mit üblichem Wasserstand ist das Mieresch-Bett rechts
der Stadt Broos 80 – 120 m breit und 1 – 2 m tief. Die Geschwindigkeit des
Wassers beträgt etwa 1 m / Sek. bei einer Wassermenge von 93 m3 /
Sek. und 100 m3 / Sek [37].
Die größten Wassermengen führt der Fluss in den Frühlingsmonaten[38].
Der Mieresch wurde seit dem Altertum als
bedeutender Transport- und Verkehrsweg genutzt und war zur Zeit der
Frühgeschichte, von diesem Standpunkt betrachtet, eine regelrechte „Hauptstraße“[39].
Dieser Umstand wird durch die besondere Häufigkeit menschlicher Siedlungen
entlang des Flusslaufs unter Beweis gestellt (1. und 2. Karte).
Der zweitbedeutendste Wasserlauf im
untersuchten Gebiet ist jener des Grădiştea-Flusses (das
Grădiştea-Tal ist auch unter den Benennungen Brooser-Tal, Beriul,
Stadt-Tal bekannt)[40].
Der Grădiştea-Fluss entspringt in dem Şureanu-Gebirge, oder
besser gesagt am Fuße des Muncelu-Gipfels (1450 m) und ist auf 47 km Länge das
Sammelbecken (von 408 km2) für das Wasser sämtlicher in
diesem Gebiet fließenden Bäche. Er mündet unweit der Stadt Broos in den
Mieresch. Von seinen Zuflüssen seien zu erwähnen: Valea Albă, Valea
Tâmpului, Valea Ursoii, Valea Vinţii, Valea Mare u.a. Vor Broos fließt der
Grădiştea-Fluss mit dem Wasser des Sibişelul, sein bedeutendster
Nebenfluss, zusammen, wobei er den oben genannten Namen bis zu seiner Mündung
in den Mieresch behält.
Der Sibişel-Fluss hat eine Länge von 32
km und sammelt sein Wasser aus einem Wassernetz mit einer Fläche von 171 km2.
Das Gefälle ist sehr groß – es beträgt 1,5% am unteren und 50% am oberen Lauf,
ein Umstand, der zu Zeiten mit heftigen Regengüssen zu großen Überschwemmungen
führt[41].
In dem oben beschriebenen Raum gibt es keine
Mineralwasserquellen, es sei jedoch hier auf das Vorhandensein derartiger
Quellen auf der anderen Seite des Mieresch hingewiesen[42].
5.
Klima. Im allgemeinen ist das im Brooser Raum herrschende Klima
gemäßigt-kontinental, mit für das Hügelland kennzeichnenden Eigenheiten. Es gibt
3 bis 4 kalte und feuchte Monate und 8 bis 9 Monate mit gemäßigteren
Temperaturen[43].
Die unterschiedlichen hier vorhandenen
Reliefstufen bewirken Temperaturunterschiede zwischen der Miereschau – der
untersten Stufe – mit einer mittleren Jahrestemperatur von 10°C
und dem Şureanu-Gebirge, wo die mittlere Jahrestemperatur -1°C beträgt.
Die mittlere thermische Jahresamplitude beträgt demnach rund 11°C[44].
Die in manchen Fällen großen
Temperaturunterschiede zwischen den einzelnen Ortschaften werden von den unterschiedlichen
Reliefformen, auf denen sich diese befinden, hervorgerufen und hängen von der
unterschiedlichen Sonnenbestrahlung ab (von dem jeweiligen Stand der
Himmelsrichtungen)[45].
Die jährliche Niederschlagsmenge schwankt zwischen 540 mm (Geoagiu) und über
1400 mm in den Bergen. In den Senken wird die Temperatur von der intramontanen
Lage bestimmt, hier sind häufig Wetterstürze zu verzeichnen, die für diese
Reliefform, insbesondere während der kalten Jahrezeit, kennzeichnend sind und
von der Luftzirkulation abhängen[46].
Im zur Untersuchung stehenden Abschnitt des
Mieresch-Tals beträgt die mittlere Jahrestemperatur 8 bis 9°C[47].
In Broos beispielsweise misst die mittlere Julitemperatur 20°C, die mittlere
Januartemperatur –0,6°C, wobei die mittlere thermische Jahresamplitude 10°C
beträgt.
Im höheren Hügelland und im Vorgebirge ist es
kälter, hier misst die mittlere Januartemperatur –7°C, und dieser Wert ist
mancherorts sogar noch tiefer[48].
Vergleicht man mehrere Temperaturwerte in den
verschiedenen Punkten des untersuchten Raums, kann festgestellt werden, dass
sich in den tiefer gelegenen Gebieten in Bezug auf die Niederschlagsmenge und
die Temperatur ein westlicher Einfluss bemerkbar macht[49].
Andere Einflüsse innerhalb desselben geographischen Raums sind mediterraner Art
und wirken sich auch im Banat aus. Im Mieresch-Tal gibt es im Februar die
niederschlagärmste Zeit (130 mm), und der Juli ist der niederschlagreichste
Monat (800 mm)[50].
Im allgemeinen vollzieht sich die Zirkulation
der Luftmassen im zentralen Gebiet (in der Brooser-Senke) in Richtung Westen,
wobei die Windstärke und -frequenz im Tal und in den Bergen unterschiedlich
ist. Von den für dieses Gebiet kennzeichnenden Winden sei der „Vântu Mare“ /
Großer Wind zu nennen, der im Frühling auf den Nordhängen der
Şureanu-Berge weht[51].
Am häufigsten weht im Winter ein im allgemeinen leichter West- bis Nordwestwind
und während des Sommers ein leichter Ost- bis Südostwind[52].
6.
Bodentypen. Die Vielfalt des Reliefs wirkt sich auch auf die Zusammensetzung und
die Qualität der Böden aus und hängt von den pedologischen und klimatischen
Bedingungen ab, unter denen sie entstanden sind. Für das Gebiet der Täler,
Flüsse und Auen sind alluvionare, gleische und pseudogleische Böden, seltener
Schwarzerde kennzeichnend. Da es sich meist um hygroskopische Böden handelt,
sind sie, nach dem Eingreifen durch den Menschen, für den Ackerbau geeignet. Im
Gebiet der Senken, Terrassen und Vorgebirge gibt es Schwarzböden und braune
Terrassenböden. Sie reihen sich in die braunen, rotbraunen Waldbodenarten ein,
weisen einen unterschiedlichen Podsolierungsgrad auf und eignen sich bestens
für die Landwirtschaft. Dies ist auch bei der I. Terrasse der Fall, wo die im
Brooser Raum geeignetesten Siedlungsbedingungen vorhanden sind. Die höheren Flächen
sind mit gelblicher, sekundär podsolierter Erde bedeckt sowie mit
braun-rötlichen auf Kalkstein gelagerten Waldböden. In den sehr hohen
Bereichen, wo die Nadelhölzer vorherrschen, sind die rotbraunen alpinen
Bodentypen sowie die alpine Bleicherde anzutreffen[53].
7.
Vegetation. Auch die Vegetation hat sich den unterschiedlichen Reliefstufen
angepasst.
Im alpinen Bereich gibt es Wiesen mit
Gebirgriedgras, Heidelbeeren und Goldbart; im subalpinen Bereich findet man
Wiesen mit Wacholderbüschen und Latschenkiefern. Es folgt dann in den niederen
Regionen eine Waldvegetation, die aus Nadelhölzern besteht (1800 – 1300 m),
Fichte, Tanne, Föhre und Buche wechseln sich in den unter 1300 m hoch gelegenen
Abschnitten mit Eiche und Feldahorn. ab. Etwas tiefer treten die Mischwälder,
bestehend aus Steineiche, Eiche und weichem Gehölz, auf. In der Auenlandschaft
sind Pappel, Akazie und Weide vorherrschend.
Der Mittelmeer-Einfluss macht sich hier durch
das Vorhandensein einiger endemischer, typisch südländischer Arten bemerkbar,
die für ein wärmeres Klima charakteristisch sind. Außerdem gibt es in einigen
Abschnitten des Mieresch-Tals Gegenden mit Pflanzenarten, die für die Steppe
kennzeichnend sind[54].
Bevor wir die
bedeutendsten Verbindungswege in diesem Raum aufzählen, halten wir es für
notwendig, das virtuelle Umfeld zu untersuchen, in dem sich die
vorgeschichtlichen Gemeinschaften entwickelt haben. So sei es uns erlaubt, die
vorausgesetzten geo-klimatischen und geo-physikalischen Bedingungen jener
Zeitspanne aufzuzeigen, und zwar aus dem Grund, da man die betreffenden
Gemeinschaften, bzw. den vorgeschichtlichen Menschen, nur in Zusammenhang mit
dem zu seiner Zeit bestehenden Umfeld betrachten kann.
Um die Klimaentwicklung zur Zeit des
Neolithikums zu ergründen, haben wir – neben anderen Methoden – die Sporen- und
Pollenuntersuchung herangezogen. Aufgrund der sich abwechselnden Waldarten und
der Frequenz der Pflanzenarten gelangte man zur Schlussfolgerung, dass in dem
gegebenen Raum, in den Jahren von etwa 7000 bis 5000 v.Chr., ein optimales
Klima geherrscht haben muss, mit wärmeren Temperaturen als heute; es folgte
dann eine warme und feuchte Zeitspanne (5000 – 3000 v.Chr.) und schließlich
erneut eine Zeit mit warmem trockenen Klima[55].
Laut der von I. Pop erstellten Klassifizierung
(1929, 1943, 1957) kann diese Zeit (des entwickelten Neolithikums) als
„Zeitspanne der Fichtenwälder, die sich mit Haselbüschen und Eichenwald
mischen“ bezeichnet werden[56].
Bei einer genaueren Durchsicht der
Bodenkarten des besagten Gebiets, aber auch bei einer näheren freien
Beobachtung des Bodens in dem archäologisch erforschten Raum, kann man
feststellen, dass hier die rötlich-braune Walderde überwiegt, was auf ein
langjähriges Vorhandensein von ausgedehnten Wäldern schließen lässt[57].
Andere allgemeine Studien betreffend die
geographischen Gegebenheiten zur Zeit des Neolithikums weisen darauf hin, dass
diese großen Wälder die Luftmassenbewegung in sehr hohem Maße beeinflusst haben
und infolgedessen der gemäßigte Charakter des Klimas verstärkt worden ist.
Dieses führte zu gleichmäßigeren, konstanteren thermischen und fluvimetrischen
Werten, zu kälteren, niederschlagsreicheren Zeitspannen, wobei anhaltende
Dürreperioden ausblieben.
Die starken Regenfälle traten seltener auf, die
Winter waren milder, schneereicher und die Flüsse führten ziemlich einheitliche
Wassermengen.
C.
Verkehrswege. Da es sich hier um ein Senkengebiet handelt, das größtenteils von Berg-
und Hügelland umgeben ist, erweist es sich als notwendig, die Zugangswege zu
kennen, die möglichen Wege, die die neolithische Bevölkerung sowohl bei ihrer
Ansiedlung als auch im Laufe ihrer weiteren Expansion in andere Gebiete genutzt
hat.
Das Mieresch-Tal ist
eine regelrechte „Verbindungsachse“ zwischen den beiden bedeutenden
Karpaten-Berggruppen (den Süd- und den Westkarpaten); es stellt im Osten die
Verbindung zum Secaş- und dem Siebenbürgischen Hochland her und im Westen
zum Banat und zu Mitteleuropa.
Das Mieresch-Tal war zu jener Zeit mutmaßlich
der einzige Verkehrsweg in diesem Gebiet, es konnte leicht überwunden werden
und seine Terrassen waren bestens zur Besiedlung geeignet. Mehr noch, das
Mieresch-Tal war der kürzeste Verbindungsweg zwischen dem Karpatenraum und der
Theiß-Ebene und weiter, bis zum Gebiet der mittleren Donau oder gar zur
Balkanhalbinsel[58].
Wie bereits oben erwähnt, nimmt man an, dass
ein Großteil dieses Gebiets von Wäldern bedeckt war. Das Holz, einer der
bedeutendsten Rohstoffe des vorgeschichtlichen Menschen, diente nicht nur zur
Herstellung der Werkzeuge, sondern fand auch als Baumaterial oder als
Wärmequelle Verwendung, war es doch mit Gewissheit in großen Mengen vorhanden.
Die Terrassenböden oder die in Auennähe
gelegenen Bodenflächen sowie die nichtbewaldeten Bereiche eigneten sich für den
Ackerbau – selbst wenn letzterer primitiver Art war. Man kann annehmen, dass
sich diese Böden für den Anbau und das Ernten von Nutzpflanzen eigneten, ein
Umstand, der auch durch das in den archäologischen Ausgrabungsstellen entdeckte
Fundmaterial bestätigt wird (d.h. auf derartige Beschäftigungen hinweist).
Von den Gesteinsarten, die in dem
untersuchten Raum anzutreffen sind und die genutzt werden konnten, nennen wir
die Sandsteinlager in Turdaş. Eine bestimmte aschfarbene Silex-Art von
schlechterer Qualität, die hier reichlich vorkommt, trat auch in den
erforschten Grabungsstellen in Erscheinung und scheint lokaler Herkunft zu
sein.
Der Banater gelblich-rotbraune Silex von
guter Qualität und mit schwarzen Einfärbungen ist im untersuchten Gebiet nicht
als Rohstoff anzutreffen. Vorkommen derartigen leicht zu bearbeitenden
Materials befinden sich 100 km weiter, abwärts des Mieresch[59].
Auf sämtlichen
Terrassen des Mieresch überwiegen Tonlager mit Lehm von bester Qualität, der
sich zur Fertigung von Keramik eignet.
Erwähnenswert ist auch, dass in dem gesamten
Raum kein einziges Salzlager
vorhanden ist und dass Salz weder als Ausstrich, noch als Salzwasserquelle
anzutreffen ist.
Schließlich ist,
unserer Meinung nach, auch das Vorhandensein von Mineralwasserquellen jenseits
des Mieresch von Bedeutung, im Karstgebiet der Erzgebirge: in Bobâlna –
eisenhaltiges Thermalwasser mit einer Temperatur von 17°C; in Bolholt –
kohlensäurehaltiges Wasser; in Bad Geoagiu / Geoagiu Băi gibt es
oligometallische jodhaltige Quellen mit einer Wassertemperatur von 30°C – 32°C.
[1] MONOGRAPHIE 1980, 19.
[2] BACIU – BACIU 1988, 13; MONOGRAPHIE
1980, 11.
[3] MONOGRAPHIE 1980, 5.
[4] MIHĂESCU 1969, 30.
[5] MONOGRAPHIE 1980, 12.
[6] BACIU – BACIU 1988, 7; MONOGRAPHIE
1980, 20.
[7] BACIU – BACIU 1988, 7.
[8] BACIU – BACIU 1988, 7.
[9] MONOGRAPHIE 1980, 20.
[10] MONOGRAPHIE 1980, 5; BACIU – BACIU
1988, 7; FLOCA 1969, 8.
[11] FLOCA 1969, 8.
[12] MIHĂILESCU 1969,
75.
[13] Diese Benennung wird häufig von den
Ortsbewohnern verwendet.
[14] MONOGRAPHIE 1980, 16.
[15] MIHĂILESCU 1969, 75; GRUIESCU
– GRUMĂZESCU 1970, 18.
[16] GRUIESCU – GRUMĂZESCU 1970,
18.
[17] MIHĂILESCU 1979, 75;
MONOGRAPHIE 1980, 11; FLOCA 1969, 8.
[18] FLOCA 1969, 8; GRUIESCU –
GRUMĂZESCU 1970, 18.
[19] MONOGRAPHIE 1980, 16.
[20] MONOGRAPHIE 1980, 16; GRUIESCU –
GRUMĂZESCU 1970, 23.
[21] BACIU – BACIU 1988, 7.
[22] FLOCA 1969, 8.
[23] BACIU – BACIU 1988, 7-8.
[24] MONOGRAPHIE 1980, 19.
[25] MONOGRAPHIE 1980, 20; BACIU – BACIU
1988, 8.
[26] MONOGRAPHIE 1980, 20.
[27] MIHĂILESCU 1969, 161.
[28] Dieses Phänomen tritt am linken
Mieresch-Ufer, östlich von Turdaş am stärksten hervor, an der „Luncă“
(Au) benannten Stelle, wo sich die bekannte gleichnamige Siedlung der
Turdaş-Kultur befindet.
[29] MIHĂILESCU 1969, 155.
[30] MIHĂILESCU 1969, 161.
[31] BACIU – BACIU 1988, 7.
[32] MONOGRAPHIE 1980, 27.
[33] Der gleiche Stand der Dinge ist im
Brooser Gebiet Böhmerberg, an den Fundstellen X2, X4 – 5 und
X8 sowie in Turdaş-Luncă festzustellen.
[34] FLOCA 1969, 13; MONOGRAPHIE 1980,
28.
[35] BACIU – BACIU 1988, 8; MONOGRAPHIE
1980, 28.
[36] FLOCA 1969, 13-14.
[37] FLOCA 1969, 14; MONOGRAPHIE 1980,
29.
[38] MONOGRAPHIE 1980, 28.
[39] FLOCA 1969, 14.
[40] FLOCA 1969, 14; BACIU – BACIU 1988,
8; MONOGRAPHIE 1980, 29.
[41] BACIU – BACIU 1988, 8-9.
[42] FLOCA 1969, 14.
[43] FLOCA 1969, 11; MONOGRAPHIE 1980,
27.
[44] MONOGRAPHIE 1980, 23.
[45] FLOCA 1969, 11.
[46] MONOGRAPHIE 1980, 23.
[47] MONOGRAPHIE 1980, 23; FLOCA 1969,
12.
[48] FLOCA 1969, 12.
[49] MONOGRAPHIE 1980, 11.
[50] MONOGRAPHIE 1980, 25.
[51] MONOGRAPHIE 1980, 25; FLOCA 1969,
12.
[52] FLOCA 1969, 12.
[53] FLOCA 1969, 16-17; MONOGRAPHIE
1980, 31.
[54] FLOCA 1969, 17; MONOGRAPHIE 1980, 33.
[55] DUMITRESCU – VULPE 1988, 22.
[56] CÂRCIUMARU – TOMESCU 1944, 20.
[57] Dieses ist im Brooser Gebiet
Böhmerberg, an den Fundstellen X2, und X8, sowie in
Turdaş-Luncă festzustellen.
[58] FLOCA 1969, 22.
[59]
PĂUNESCU 1970, 85; COMŞA
1971, 15-18; 1987, 89.