Mittelalterliche Schweter und Säbel in Siebenbürgen und im Banat (9. bis 14. Jahrhunderts)

 

Romanian Abstract: : SPADA ŞI SABIA MEDIEVALĂ ÎN TRANSILVANIA ŞI BANAT (SECOLELE IX-XIV)

 

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Autor: ZENO-KARL PINTER.

ISBN 973-98446-2-6, Editura BANATICA, Reşiţa 2001.

© copyright: ZENO-KARL PINTER

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V. Herstellung, Verwendung und Entwicklung des Schwertes und des Säbels im Mittelalter

 

Die Entwicklung dieser Kampfwaffen während des Mittelalters war von der Wechselwirkung zahlreicher geschichtlicher Faktoren bedingt, wobei heute schwerlich nachgewiesen werden kann, inwieweit oder in welchem Maße Faktoren wie: das Verbessern der Eisenverarbeitungstechniken, die Entwicklung der Kampfausrüstung, das Erfinden der ersten Feuerwaffen oder die damit verbundene Veränderung der individuellen Kampftechniken, die kollektiven militärischen Strategien oder Taktiken u.a.m. diesen Entwicklungsvorgang beeinflußt haben.

1. Das Schmieden der Schwerter und Säbel ist eine äußerst heikle Tätigkeit der Eisenbearbeitung, sie könnte auch als "der Spitzenzweig" der mittelalterlichen Metallurgie bezeichnet werden.

Die Klinge bildete jenen Teil der Waffe, der am schwierigsten herzustellen war; sie mußte im Idealfall eine hohe Härte aufweisen, jedoch nicht leicht brechbar und zugleich elastisch, lang und scharf sein; auch hatte die Klinge bei den aus verschiedenen Winkeln erfolgten Hieben einen hohen Widerstand aufzuweisen. Da die Waffenklinge, neben den oben genannten Eigenschaften, einerseits sehr lang sein mußte, andererseits aber ein für eine leichtere Handhabung möglichst niedriges Gewicht aufweisen sollte, bestand eine einzige Möglichkeit, diesen Forderungen gerecht zu werden: die Verbesserung der Metallqualität. Im Mittelalter hatte man dieses Problem gelöst, indem man kohlenstoffreiches Eisen mit kohlenstoffarmem Stahl verband, wobei der sg. "Damaszenerstahl" entstand. Das Damaszieren der Schwert- und Säbelklingen wurde auf zwei Arten durchgeführt: durch mechanische Damaszierung, - eine Verarbeitungsweise, die sowohl in Europa als auch im Orient in verschiedenen Varianten vollzogen wurde -, oder durch chemische Damaszierung, die für die persischen und arabischen Eisenschmiede kennzeichnend war. Beide Arten der Damaszierung sind sowohl anhand historischer Quellen belegt als auch anhand ausführlicher metallographischer Studien und Analysen nachgewiesen worden. Sicherlich wurden nicht alle Schwertklingen einer solchen Sonderbehandlung unterworfen; es gab auch einfachere Methoden, die allerdings zu minder guten Ergebnissen führten, z.B. das Behämmern und anschließende Härten des Materials.

Jedes Schwert mußte, unabhängig von der Qualität seiner Klinge, mit einem Griff, einer Parierstange und einem Knauf versehen werden. Der Griff (das Gefäß) besteht aus einer geschmiedeten Griffangel (die aus einer Metallstange in verlängerung der Klinge gefertigt wurde), auf die der Knauf und die Ummantelung des Griffes befestigt sind. Die Parierstange und der Knauf sind meistens aus Eisen gefertigt und seltener aus nichteisenhaltigen Metallen, aus Knochen oder Geweih. Die Ummantelung des Griffes wurde gewöhnlich durch Umhüllen mit Leder oder Gewebe durchgeführt, in einigen Fällen wurde Edelmetalldraht umgewickelt oder Plattierungen aus Holz- Knochen oder Geweih angefertigt. Die Befestigung der Griffeinzelteile auf der Parierstange und der Griffangel wurde durch zwei Methoden erzielt: durch Behämmern und Vernieten. Das Behämmern des warmen Materials ist für jene Stücke kennzeichnend, deren Parierstange und Knauf aus Eisen sind; die warmen Elemente wurden auf die kalte Griffangel angehämmert, wobei sich die warmen Teile beim Auskühlen eng um den Griff legten. Das Vernieten wurde dort häufiger angewendet, wo die zu befestigenden Teile aus nichteisenhaltigen Metallen, aus Knochen, Geweih oder Holz bestanden sowie in solchen Fällen, in denen der Knauf und die Parierstange nicht in derselben Werkstatt wie die Schwertklinge hergestellt worden waren und die Einzelteile infolgedessen nicht genau zusammenpaßten. In solchen Fällen wurden die vorhandenen Leerräume durch Keile, durch Kitt oder Blei aufgefüllt.

 

2. Handhabung der Waffe und deren Verhältnis zur Kampfausrüstung

 

Der Herstellungsvorgang des Schwertes war zugleich mit dem Zusammensetzen der Griffeinzelteile abgeschlossen. Die Wirksamkeit einer solchen Waffe im Kampf hing nicht allein von der Klingenqualität ab, sondern auch von der Art und Weise, wie die anderen Einzelteile befestigt waren, inwieweit es gelungen war, den Schwerpunkt des Schwertes auszugleichen und somit die leichte Handhabung der Waffe zu gewährleisten.

Das Ausgleichen des Schwerpunktes der Schwerter wurde in den verschiedenen Zeitaltern unterschiedlich vorgenommen und war durch das beständige Bestreben gezeichnet, die Herstellungsformen und -techniken dieser Waffen der Entwicklung der angewandten Kampftaktiken und -ausrüstungen anzupassen.

Für das frühe Mittelalter belegen die urkundlichen und archäologischen Quellen, daß die Schwerter hauptsächlich als Hiebwaffe benutzt wurden, mit der dem Gegner kräftige Hiebe versetzt wurden, die dieser nicht mit dem Schwert, sondern mit dem Schild abwehren mußte. Diesen Umständen zufolge weisen die in ganz Europa verbreiteten germanischen spatha und die byzantinischen, nordischen, oder fränkischen Schwerter eine breite und massive Klinge auf, deren Spitze stumpf ist und die mit einer kurzen Parierstange sowie einem leichten, innen hohlen Knauf versehen sind. Der Schwerpunkt solcher Waffen fällt zwischen die Klingenmitte und die -spitze; aus diesem Grund mußte der Kämpfer eine beachtliche Hiebkraft aus der Schulter entwickeln, während sein Handgelenk zwischen dem breiten Knauf und der Parierstange festgehalten wurde. Dank dieser Eigenschaften waren derartige Bewaffnungsstücke für die Kämpfe des Fußvolkes und auch für Seeschlachten bestens geeignet; für den berittenen Kämpfer war die genannte Kampfart weniger vorteilhaft, da das Gleichgewicht des Reiters dabei gefährdet war.

Zugleich mit dem Vordringen der karolingischen Taktik, die sich auf die schwere, durch Kettenhemden (-panzer) geschützte Reiterei stützte, veränderte sich auch die Morphologie dieser Waffen. Die Klinge behielt ihre parallelen Schneiden und die abgestumpfte Spitze, sie wird jedoch länger und leichter; die Parierstange wurde zum besseren Schutz der Hand verlängert, während der massivere Knauf als Gegengewicht zum Gewicht der Klinge wirken sollte. Der Gewichtsschwerpunkt fällt bei dieser Waffenart auf die Klingenmitte, dabei konnte auch hier eine genügend hohe Hiebkraft entwickelt werden, um gegen die aus Eisendraht oder -ketten angefertigten Rüstungen anzukommen. Außerdem konnte man mit dieser Waffe präziser gezielte Hiebe erteilen, und die Handhabung dieser Schwerter war auch für den berittenen Kämpfer einfacher. Solche einhändig zu betätigende Schwerter sind in mehreren Arbeiten unter der Benennung "romanische" Schwerter anzutreffen.

Ab dem 12. bis 13. Jahrhundert wurden zunehmend kompliziertere Schutzausrüstungen benützt; die Dicke der Kettenpanzer nahm zu, und es erschienen die ersten Rüstungen mit Metallplatten. Gegen diese Rüstungen konnte man mit einhändig erteilten Hieben kaum ankämpfen, und so ergab sich die Notwendigkeit, eine Waffe mit scharfer Spitze zu entwickeln, mit der man die dicken Kettenhemden leichter durchstechen oder mit der man bis in die Zwischenräume der Plattenrüstungen vordringen konnte. Auf diese Weise entwickelte sich aus dem "romanischen" einhändigen Ritterschwert, durch Verlängern des Griffes - für eine eineinhalbhändige und später zweihändigen Betätigung -, durch Verlängern und Zuspitzen der Klinge, Verlängern der Parierstange und einen schwereren Knauf, das sogenannte "gotische" Schwert. Bei letzterem ist der Schwerpunkt zwischen die Klingenmitte und die Parierstange verlagert, wodurch dieses Schwert sowohl als einhändige als auch als zweihändige Hieb- und Stichwaffe betätigt werden konnte. Wenn man sie zum Austeilen von Hieben benutzte, konnte die durch die Schwerpunktverlagerung in die Richtung des Griffes verlorengegangene Kraft durch die beidhändige Betätigung kompensiert werden; durch den Griff wiederum, wurde die einhändige, auf die Schwachstellen der Rüstung des Gegners ausgerichtete Handhabung der Waffenspitze ermöglicht.

Das Erscheinen der ersten Feuerwaffen zu Beginn des 14. Jahrhunderts brachte Erneuerungen in der militärischen Taktik mit sich, und das mittelalterliche Schwert erfuhr bedeutende Veränderungen: auf der einen Seite entwickelten sich daraus die schweren Waffen für den beidhändigen Gebrauch, die bis zu 2 m Länge erreichen konnten und im 15. bis 16. Jahrhundert weitverbreitet waren; andererseits entstanden daraus die leichteren sg. Stichwaffen, wie z.B. das Rapier und das moderne Florett, das die militärische "Laufbahn" und die geschichtliche Entwicklung dieser Waffengattung beschließt.

Der Säbel war für die zur Untersuchung stehende Zeit eine meteorische Erscheinung; chronologisch betrachtet beschränkt sich seine Verwendung auf die Zeitspanne vom 10. bis 11. Jahrhundert und ist mit der Zeit der Migration der Madjarenstämme verbunden. Der Grund, warum diese Waffenart bereits nach einem Jahrhundert von dem Volk, das sie nach Europa gebracht hatte, nicht mehr verwendet wurde, muß darin gesucht werden, daß es sich hier um eine Waffe der leichten Reiterei handelt, die der sich auf die schwere Reiterei stützenden, europäischen Kriegsrüstung des 10. bis 11. Jahrhunderts nicht standhalten konnte. Der Säbel wurde erst nach dem 14. Jahrhundert erneut in höherem Maße verwendet, als die europäische, auf die ungestümen Angriffe der schweren Reiterei basierende Militärtaktik - nach ersten verzeichneten schweren Niederlagen - an die Kampfart der Türken, d.h. an jene der leichten Reiterei, angepaßt werden mußte.

Der Säbel ist etwa halb so schwer wie das Schwert und ist somit äußerst leicht zu handhaben; er kann jedoch nur im Falle eines solchen Feindes wirksam eingesetzt werden, der keine Schutzausrüstung trägt. Der Begriff  "Hiebwaffe" trifft im Falle des Säbels nicht ganz zu, da durch ihn Schnittwunden verursacht werden (durch das Gleiten der gekrümmten Klingenschneide entlang der Kontaktfläche). Infolge dieser Charakteristiken war der Säbel im Mittelalter in jenen kulturell-geographischen Räumen am häufigsten verbreitet, wo die Militärtaktik die schnellen, von der schweren Reiterei ungehindert durchgeführten Manöver bevorzugte, oder während der jüngeren Zeit, als die Schutzausrüstung durch das Auftreten der Feuerwaffen zunehmend an Bedeutung verlor